Der chirurgische Knoten

Ich liebe den chirurgischen Knoten nicht, weil ich ihn jahrelang tagein tagaus geknüpft habe, sondern weil er sicher und zuverlässig ist. Im Beruf wird er auf zweierlei Weise geknüpft: Von Hand oder mit den Nadelhalter als sog. Instrumentenknoten. Beim Instrumentenknoten wird Ende A des Fadens zweimal um den Nadelhalter, eine Art Zange zum Fassen der Nadel, geschlagen, dann wird mit dem Nadelhalter Ende B des Fadens gegriffen und beide Enden werden zusammengezogen. Es resultiert ein Doppelschlag, der sofort große Reibung aufbaut und "steht"; im Gegensatz zum Doppelschlag springt ein einfacher Schlag unter Belastung sofort wieder auf. Auf dem Foto ist der Doppelschlag links zu erkennen. Gesichert wird dieser Doppelschlag durch zwei gegenläufige einfache Schläge, die für sich betrachtet den sehr zugfesten Weberknoten ergeben. Mit dem Nadelhalter bedeutet dies lediglich "einmal links, einmal rechts", und fertig ist der Knoten.

Von Hand ist der chirurgische Knoten ebenfalls leicht zu machen: Der einfache Hausfrauenknoten wird um einen Schlag erweitert, darauf der Weberknoten als Verschluss. Wichtig ist, dass die Gegenläufigkeit beachtet wird, andernfalls ist der Knoten nichts wert.

Eine Anekdote sei in diesem Zusammenhang noch erzählt: Im letzten Jahr des Studiums, im Praktischen Jahr, knüpften wir den Knoten wie die Blöden: Überall verrieten "Knotenbäume", dass einer von uns dort gewesen war. Wir taten dies in der (von interessierter Seite geschürten) Annahme, nach dem Praktischen Jahr wolle man auch unsere praktischen Fähigkeiten im Staatsexamen prüfen. Keiner von uns wurde nach dem Knoten auch nur gefragt. Aber als ich dann endlich meine chirurgische Stelle antrat, da saß er, der Knoten - vom ersten Tag... ;-)